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Mittwoch, 26. März 2008

Turn off Olympia



Im August werden die Olympischen Sommerspiele in China stattfinden. Dass sie das werden, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Von dem bisschen Gewalt in Tibet lassen sich die Organisatoren nicht abschrecken. Das Deutsche Olympische Komitee hat dies in vorauseilendem Gehorsam schon kundgetan und die anderen Länder werden folgen. Schließlich geht es bei den „Spielen der Jugend der Welt“ nicht um Sport sonder um eine ganze Menge Geld. Selbst das nationale Prestige tritt dahinter zurück.
Der Leistungssport ist längst eine gigantische Industrie geworden, die in Verbindung mit der Ausschlachtung der Großevents durch die Medien Milliardenumsätze macht. Die Sportler sind in diesem Spiel bestenfalls Figuren, denen von sportlichem Ehrgeiz getrieben jedes Mittel Recht ist, aufs Treppchen zu gelangen. Die Frage lautet längst nicht mehr „wer dopt“, sondern „wer dopt am besten, d.h. nicht nachweisbar“. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an eine Fernsehdiskussion über Gendoping. Da saßen Experten, die den Zuschauer davon überzeugen wollten, dass es immenser Forschungsmittel bedarf, um mit den Übeltätern mithalten zu können. Warum eigentlich, frage ich mich? Wer hat denn etwas davon, wenn die Schwarzen Schafe im Hochleistungssport gefunden werden? Wer profitiert überhaupt von diesen „Sp(r)itzenkräften“? Wäre es nicht viel ehrlicher, die Stars trügen statt Nationaltrikots die Leibchen der Pharmafirma ihres Vertrauens…
Zurück aber nach China. Schon „Altkanzler“ Schröder hat gezeigt, dass die Verletzung von Menschenrechten ein akzeptabler Preis für gute Wirtschaftsbeziehungen sind. In seinem Sinne denken auch die anderen Staatslenker und argumentieren, dass die wirtschaftliche Liberalisierung auch Freiheiten bringt. Wer genau hinschaut, stellt schnell fest, dass das in China nicht der Fall ist. Dort hat sich die herrschende Klasse eine Art „Best of“ aus Kapitalismus und Sozialismus zusammengebraut, um damit die eigene Bevölkerung noch effektiver zu unterdrücken und ausbeuten zu können. Das war schon klar, als die Spiele vergeben wurden und das wird sich durch Olympia auch nicht ändern. Im Gegenteil: Das Geld, das ins Land fließt, wird eifrig genutzt werden, dieses System auszubauen. Solange aber unsere Großkonzerne daran mitverdienen und wir weiterhin billige Produkte im Schnäppchenmarkt erwerben können, gibt es keinen Grund, warum sich daran etwas ändern sollte.
Die einzige Möglichkeit für uns als Konsumenten ist, bei diesem faulen Spiel nicht mitzumachen. Wegwerfprodukte aus Kinderhänden kauft hoffentlich niemand mehr, doch auch die Olympischen Spiele ließen sich von der Masse der „machtlosen“ Menschen boykottieren. Wenn niemand zu den Wettkämpfen den Fernseher einschaltet und alle mit Olympia „aufgewerteten“ Produkte vom Schokoriegel bis zum Breitbild-Plasmabildschirm links liegen lässt, würde die werbetreibende Industrie anstelle der Konsumenten in die Röhre gucken. Welche Wirkung das massenhafte Abschalten genau hat, ist nur schlecht abzuschätzen. Dass es Konsequenzen hat, ist absolut sicher. Vielleicht würden in Zukunft Olympische Spiele nicht mehr an die Länder vergeben werden, die mit Menschenrechten so ihre Probleme haben. Vielleicht würde sich auch die Industrie zurückziehen, so dass der Rummel insgesamt kleiner würde, wer weiß…

Mit der durch Olympiaverzicht gewonnenen Zeit könnte man zudem etwas Vernünftiges machen. Zum Beispiel mal wieder Sport treiben.

5 Kommentare:

Octapolis hat gesagt…

Tsts, »Sp(r)itzenkräfte«, da ist dem Knaben ein gar giftiger Ulk entfleucht...

Wichtiger ist sehr wohl, dass ein paar (Milliärdchen) Leute vor der Kiste hocken und die einzige sportähnliche Bewegung der Kurzsprint zum Bierkasten ist. Was kritisch betrachtet auch Doping ist, nur eben für den Zuseher. Aber gut, das wird während der diesjährigen Fussball-EM nicht anders ;-)...

Aber, wenn Disorder sagt BÖSE!, dann gucken wir eben alle Eurovision Song Contest ;-)

Gruss, Onkel O.

Anonym hat gesagt…

La télévision, c'est vraiement con!
- Vive la fête.

club|debil hat gesagt…

Und das bedeutet für die Nichtfranzosen???

Anonym hat gesagt…

Televisiomm - ist wirklich domm!

Octapolis hat gesagt…

ich glaube, Fernsehen macht blöde, oder so... die spinnen, die Franzosen, essen Frösche und reden komisch...