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Donnerstag, 27. November 2008

Das Geld ist weg…



Der Kapitalismus ist pleite und der Staat soll’s richten. Die gleichen Politiker, die noch vor kurzem die allein selig machende Kraft der freien Marktwirtschaft beschworen haben, und meinten, insbesondere der Finanzmarkt bedürfe keiner Regulierung, schnüren jetzt wortreich und nicht um die Erklärung der Notwendigkeit dieses Aktes verlegen, staatliche Hilfspakete für Großbanken. Was in denen drin ist? Das Geld der Steuerzahler natürlich oder zumindest das Versprechen, selbige so lange zu rütteln und schütteln, bis ihnen auch noch der letzte vorfinanzierte Groschen aus dem Hemd fällt.
Bis wir alle das Geld verdient haben, was uns jetzt schon nicht mehr gehört, borgt sich Väterchen Staat ganz clever die Kohle von besagten Großbanken, gut verzinst freilich. Den Zaster, den er den Not leidenden Geldinstituten zuvor quasi geschenkt hat. So oder jedenfalls so ähnlich läuft das. Ein Irrsinn, zu dem der brave Bürger nur mit dem Kopf schüttelt oder nickt; seine Stimme bekommt er ja erst im nächsten Jahr zurück um sie sogleich wieder abzugeben. Bis dahin werden zahlreiche weitere Millionen – lächerlich! Milliarden versenkt sein. Vielleicht werden ja die Verantwortlichen abgewählt aber denen ist es sowieso egal, der Staat zahlt ihre Pensionen mit absoluter Sicherheit. Wenn wir dann dereinst bettelnd in den Fußgängerzonen herumsitzen, werden uns diese Herrschaften aus lauter Menschlichkeit ein Geldstück reichen und sich gut dabei fühlen. Wir müssen uns aber nicht aufregen, schließlich haben wir das Alles mit uns machen lassen.
Finanzkrise, Bankenkrise oder Untergang des Abendlandes: Wie man die gegenwärtige Situation auch immer nennen will; der Leidensdruck scheint nicht groß genug zu sein, als dass man endlich mal darauf käme, neue Lösungswege zu suchen, anstatt das marode System zu stabilisieren. Warum zum Beispiel unterstützt man die Großbanken, die die ganze Knete verzockt bzw. dies zugelassen haben mit Milliardenhilfen anstelle den Sparkassen Gelder für Mittelstandskredite zur Verfügung zu stellen? Für den Teil der Wirtschaft nämlich, der noch reale Werte herstellt, anstatt in bunte Kartons verpackte und mit phantasievollen Namen etikettierte heiße Luft zu verkaufen. Das würde dem Land wirklich gut tun, weil Investitionen in die Zukunft getätigt werden könnten, Geschäfte ausgebaut, Dienstleister beschäftigt etc. Geld, das zudem in der Region bliebe und nicht im undurchsichtigen Geflecht eines multinationalen Konzerns versickerte, so wie dies bei Opel zu erwarten ist. Überhaupt, wer kommt auf die Idee, dass die Autoindustrie staatliche Hilfe brauchte? Dieselbe Industrie, die seit Jahrzehnten unglaubliche Gewinne einfährt und in ihrem Größenwahn geglaubt hat, dass das immer so weiter geht. Die sich insbesondere in Deutschland weigert, wahrzunehmen, dass die Zeit der großen Spritfresser vorbei ist und kleine, energieeffiziente Fahrzeuge gebraucht werden, weil sowohl die ökonomische wie auch die ökologische Notwendigkeit besteht? Von mir gäbe es keinen Pfennig. Stecken wir die Summen doch lieber in die Zulieferbetriebe, damit die Zeit haben, sich neue Produkte und Märkte zu suchen! Opel geht pleite, na und? Das ist Kapitalismus. Wer nicht am Markt besteht, verschwindet halt. Das Angebot von Solarwatt, den Autobauer zu übernehmen, hielten Viele für einen Witz. Das zeigt, dass sie die Zeichen der Zeit nicht verstanden haben. Wer im Kapitalismus überleben will, der muss sich wandeln und anpassen. Wenn die großen Wirtschaftsweisen und ihre politischen Hilfssheriffs dies nicht endlich begreifen und umsetzen, dann war’s das dann wohl mit der Macht des Marktes. Zumindest für uns, denn andere sind nicht so doof und kümmern sich. Die Amerikaner haben zum Beispiel jetzt die Umwelttechnik, nachwachsende Rohstoffe etc. entdeckt. Der technologische Vorsprung, den wir noch auf diesem Gebiet haben, wird in kürzester Zeit aufgebraucht sein und der Markt ist für uns futsch, wenn wir nicht europaweit dagegen halten. Aber das wird wohl nicht passieren, denn eines der charakteristischen Merkmale unserer Gesellschaftsordnung ist, dass Jeder nur an sich denkt. Na dann ist ja an Alle gedacht! Die freie Marktwirtschaft wir’s schon richten.

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