Derzeit diskutiert man hierzulande mal wieder über Managergehälter. Die SPD fordert, deren Höhe solle gesetzlich beschränkt werden. Nun bin ich kein Freund des Kapitalismus, jedoch finde ich es albern, einem Unternehmen vorzuschreiben, welche Gehälter es seinen (leitenden) Angestellten zahlt. Wie jedes wirtschaftlich arbeitende Subjekt muss auch ein großes Unternehmen entscheiden, ob es sich diese oder jene Ausgabe leisten kann oder halt nicht. Was natürlich nicht sein darf, ist, dass die hohen Gehälter von der Steuer abgesetzt werden können, denn so bezahlt sie nicht das Unternehmen, sondern die steuerzahlenden Bürger. Hier hat der Staat zum Beispiel die Möglichkeit eine Obergrenze festzusetzen. Alles was darüber liegt, muss das Unternehmen aus der eigenen Tasche zahlen.
Der von den Gewerkschaften angemahnte „soziale Friede“, der durch die großen Unterschiede in den Vergütungen gefährdet wäre, ist ebenfalls ein Scheinargument. Es gibt genügend andere Dinge, die den sozialen Frieden gefährden, wie die Abhängigkeit der Bildungschancen von der Herkunft oder die ständige Gängelung von Hartz4-Empfängern als soziale Schmarotzer. In einem Punkt haben die professionellen Arbeitervertreter allerdings Recht: In einem Unternehmen, in dem Hungerlöhne gezahlt werden, oder Festangestellte zu Zeitarbeitern mit weniger Gehalt umstrukturiert werden, gibt es reichlich Grund, sich zu erregen, vor allen Dingen dann, wenn die Gestalter dieser Umstrukturierung für solche Maßnahmen auch noch finanziell belohnt werden. Hier ist es Sache des Staates, Rahmenbedingungen zu schaffen, die das verhindern. Auch habe ich nichts gegen gesetzliche Mindestlöhne – im Gegenteil: Lohnarbeit muss ausreichend einbringen, um davon leben zu können.
Die häufig gebrauchte Argumentation, dass wir auf diese Weise im globalen Wettbewerb nicht mithalten könnten, erweist sich häufig als unsinnig. Die Produkte, die wir ins Ausland exportieren, bedürfen der Leistungen gut ausgebildeter und ebenso bezahlter Arbeitnehmer. Die „Billiglöhne“ werden im Allgemeinen für im Lande erbrachte Dienstleistungen (wie zum Beispiel den Postbetrieb, Reinigungs- und Bauarbeiten etc.) gezahlt. Dort gilt das Gleiche wie überall: Wenn ich mir etwas nicht leisten kann, dann mache ich es halt selbst oder ich lasse es bleiben. Wenn es preiswerter ist, zwanzig Leiharbeiter zu beschäftigen, als einen Hausmeister und eine Putzfrau, dann ist ja wohl irgendwo was faul.
Grundsätzlich glaube ich nicht daran, dass es in einem kapitalistischen Staat Deutschland jemals wieder eine Vollbeschäftigung geben wird. Wer etwas Gegenteiliges behauptet, der lügt. Lohnarbeit ist ehrlich gesagt aber auch nicht nötig, solange für alle Menschen gesorgt ist, Jeder zu essen hat, ein Dach über dem Kopf und die Möglichkeit am kulturellen und gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Diese Teilnahme muss nicht unbedingt über Geld geregelt werden, sicher gibt es auch andere Modelle. Aber das ist reine Utopie oder zumindest Zukunftsmusik, denn diese Gesellschaft lebt vom Gegeneinander, vom Willen, den anderen zu übertreffen und nicht zuletzt vom Neid der Besitzlosen. Denn wenn die Besseres zu tun hätten, als das Geld der anderen zu zählen, andere Werte als das Pekuniäre schätzten, sähe es nicht so trübe in der Welt aus. Dann würden vielleicht auch mal die Politiker gewählt, die nicht nur schöne Versprechen auf den Lippen haben, sondern ihre Vorhaben auch gegen Widerstände der Großindustrie umsetzten. Und wenn sie sich nicht an ihre Worte hielten, stünden die Menschen auf der Straße und würden ihre Rechte einfordern. Aber das ist wohl nichts als eine Hoffnung, denn die Deutschen sind kein Volk von Revolutionären…